Vom 16. Februar bis 19. Februar 2022 zogen zwei schwere Orkane über Norddeutschland. Auch der Landkreis Harburg wurde schwer getroffen. Am 16.02. wurde mehr als 550 Einsätze absolviert, in der Nacht zum 19.02. waren es fast doppelt soviele!
Los ging es bereits kurz vor Mitternacht am 16.02.. In der Straße "Meierhof" stürzten aufgrund der Sturmböen zwei alte Linden um. Sie kamen quer zur Straße zum Liegen. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Gartenzäune und eine Straßenlaterne wurden zerstört. Wir zersägten die beiden Bäume und mit Hilfe des Radladers von Bürgermeister und Feuerwehrmann Horst Jagau wurden die Stämme von der Straße gezogenn.
Einen indirekten Sturmeinsatz hatten wir am nächsten Morgen um 07:30 Uhr. Da die eigentlich zuständigen Wehren Garstedt und Wulfsen in Sturmeinsätzen gebunden waren, wurden wir gemeinsam mit den Wehren Toppenstedt, Tangendorf und Luhdorf zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage eines Gefahrgutbetriebes in das Neu Garstedter Gewerbegebiet alarmiert. Hier konnte jedoch schnell Entwarnung gegeben werden.
Um 9:53 Uhr wurden wir zu einem umgestürzten Baum zum Rastplatz "Garlstorfer Wald" alarmiert. Vor Ort konnten wir jedoch keinen Baum finden und brachen den Einsatz ab.
Gegen 11:50 Uhr heulten erneut die Sirenen. Im Heestering war ein Baum in Schieflage geraten und beschädigte das nebenstehende Dach eines Wohnhauses. Aufgrund der engen Lage und der starken Windböen konnten wir hier jedoch nicht tätig werden. Der Eigentümer wurde an ein auf Baumfällungen spezialisiertes Unternehmen verwiesen.
Der nächste Orkan folgte kaum zwei Tage später und war noch stärker als der Erste. Um 00:33 Uhr am 19.02. wurden wir auf die A7 in Fahrtrichtung Hannover alarmiert. Etwa auf halber Strecke nach Egestorf war eine große Buche auf Standstreifen und rechte Fahrspur gestürzt. Das Trümmerfeld aus Ästen und Zweigen erstreckte sich bie zur Mittelschutzplanke. Aufgrund der extrem starken Orkanböen konnten jederzeit weitere Bäume umkippen. Wir zersägten die auf die Fahrbahn ragenden Teile und räumten die gröbsten Baumteile von der Fahrbahn. So schnell wie möglich verließen wir diese gefährliche Einsatzstelle wieder.
Gegen 02:25 Uhr ging es auf die L212 in Richtung Egestorf. Bereits auf der Anfahrt lagen viele Zweige und ganze Äste auf der Fahrbahn. Etwa 800 Meter hinter dem Campingplatz lag eine Fichte quer über die Fahrbahn. Nur 200 Meter weiter hinter der Kurve war zum gleichen Zeitpunkt die FF Egestorf dabei, eine große Fichte von der Fahrbahn zu räumen. Wir zersägten den Baum und reinigten grob die Fahrbahn. Beim Abrücken fiel uns eine weitere Fichte auf, deren Krone abgebrochen war und über die Straße hing. Aus Gründen der Gefahrenabwehr fällten wir den Baum und räumten ihn von der Straße. Während der ganzen Zeit tobte der Orkan weiter und mehrere Kameraden leuchteten mit Taschenlampen die umstehenden Bäume ab, um ein mögliches Umstürzen so früh wie möglich wahrnehmen zu können. Mit großem Krachen stürzte kurze Zeit später tatsächlich nur zehn Meter von uns entfernt ein weiterer Baum um. Er fiel jedoch in den Wald; niemand wurde verletzt.
Nur kurz nach dem Einrücken wurden wir erneut auf die A7 zu einem umgestürzten Baum zum Rastplatz "Garlstorfer Wald" alarmiert. In Höhe des Beschleunigungsstreifen sicherte die Autobahnmeisterei bereits die Einsatzstelle ab, an der sich vier umgestürzte Bäume ineinander verhakt hatten und in die Fahrbahn ragten. Aufgrund der Dunkelheit und des nach wie vor starken Windes konnten wir jedoch nicht ohne Gefahr für Leib und Leben unserer Feuerwehrleute tätig werden. Die Autobahnmeisterei sperrte daraufhin den rechten Fahrstreifen der Autobahn und wir rückten wieder ein.
Um 8:30 Uhr heulten erneut die Sirenen. Diesesmal ging es in den Wiesengrund, wo eine große Fichte auf ein Einfamilienhaus gestürzt war und das Dach beschädigt hatte. Erneut kam der Radlader von Horst Jagau zum Einsatz mit dessem Holzgreifer der Baum vom Dach gehoben und auf der Erde abgelegt wurde. Hier konnte er von uns dann zersägt werden. Einige Kameraden stiegen auf das Flachdach des Hauses und zersägten dort - natürlich gegen Absturz gesichert - die abgebrochene Krone des Baumes.
Um 09:45 Uhr ging es dann zum letzten Einsatz des Tages in die Straße "Zum Tödterberg". Hier lagen zwei Fichten quer über die Fahrbahn, die wir schnell zersägten. Hier kamen unsere in Anlehnung an eine aus Auszubildenden mit eigenem Löschfahrzeug bestehende Gruppe der BF Bochum scherzhaft "TOJ-Gruppe" genannten Kameradinnen und Kameraden zum Einsatz. TOJ bedeutet "Training on the Job", also quasi "Üben während der Arbeit". Es waren fast nur junge Feuerwehrleute, die von einem ebenfalls jungen Gruppenführer geführt wurden und diesen Einsatz unter Aufsicht des Einsatzleiters selbständig abarbeiteten.